Automatisierung im IT-Service-Desk

Automatisierung im IT-Service Desk – 7 Tipps

Automatisierung im IT-Service-Desk

„Wir wollen unsere Prozesse automatisieren und unseren IT-Service-Desk effizienter machen“.

Wer kennt sie nicht diese Aussagen, und wie gern würde jeder und jede Verantwortliche diesem Satz Taten folgen lassen. Schnell werden Folien mit Möglichkeiten und Tools erstellt und vorgestellt, Wünsche gesammelt, Ideen ausgetauscht und Reports gezogen, um einen Überblick über die Verteilung des Ticketvolumens zu erhalten. Es ist eine Art Aktionismus gepaart mit Aufbruchsstimmung. Und dann?                                                  Das Ergebnis von vielen dieser Initiativen sind kaum spürbare Verbesserung und keine echte, tiefgreifende Automatisierung. Scheinbar fehlt es weder an Ideen noch an Motivation, aber warum erreichen diese Vorhaben ihr Ziel nicht?

 

Bei den Vorhaben zur Automatisierung, die ich miterlebt oder umgesetzt habe, waren das die Hauptgründe:

  1. Zum einen fehlt es an einem abgestimmten Ansatz und konkreten, messbaren Zielen, die es zu erreichen gilt. Und zum anderen ist ohne                    konkretes Ziel und Zukunftsbild die Energie und Motivation zu niedrig, um bestehende Hürden zu überwinden, z. B. mögliche Konflikte beim                Datenschutz oder nötige Absprachen mit dem Betriebsrat.
  2. Die Investitionsfreigabe für die Umsetzung des Vorhabens bleibt aus, da der Nutzen nicht quantifiziert werden kann. In diesem Kontext ist                    theoretisch allen Beteiligten klar, dass Automatisierung immer einen Nutzen bringt. Die Schwierigkeit liegt beispielsweise darin, dass die Aufwände      im Team weniger werden, aber keine konkrete Entwicklungsperspektive für einzelne Teammitglieder existiert, so dass die Personalkosten für das        Team sinken könnten.
  3. Im Rahmen eines Auftraggeber-/Auftragnehmerverhältnisses gibt es meistens Bedenken in Bezug auf die Abhängigkeit zum aktuellen                          Auftragnehmer, wenn Prozesse über die Tools beider Unternehmen hinweg automatisiert werden. Durch die Verwendung von personenbezogenen      Daten kommen beispielsweise Aspekte des Datenschutzes bzw. der Datenverarbeitung hinzu, die gelöst werden müssen.
  4. „Der Teufel steckt immer im Detail“: Wer kennt diesen Ausspruch nicht, der auf jedes Vorhaben zutrifft. Das verheerende ist der negative Effekt auf       die Motivation aller Beteiligten, wenn sich immer neue „Probleme“ ergeben und gelöst werden müssen. Der Weg zum Ziel scheint dadurch immer       mühsamer und anstrengender zu werden und irgendwann geben Einzelne auf.
  5. „Tagesgeschäft geht vor“: Wie schnell passiert es, dass das Tagesgeschäft uns überrollt, uns vereinnahmt und schnell ein Tag oder eine Woche          vergeht, während wir unserem Ziel nicht nähergekommen sind.

Haben Sie die eine oder andere Situationen wiedererkannt? Lassen Sie sich davon nicht entmutigen. Prozesse zu automatisieren, ist auf vielen Ebenen ein Gewinn und hilft Ihnen speziell ihren Personalbedarf zu decken. 

Die folgenden Inspirationen werden Ihnen helfen:

  1. Klärung des „Warum?“ und Entwickeln eines gemeinsamen Zukunftsbildes: Warum wollen wir Prozesse in unserem IT-Service-Desk                            automatisieren? Skizzieren Sie ein emotional aufgeladenes Zukunftsbild. Diese Emotionen bringen das Team in die Umsetzung und erzeugen die        notwendige Energie. Es lohnt sich, in diesen Punkt besonders viel Zeit zu investieren, um die Emotionen transportieren zu können und die richtige      Energie zu erzeugen. Visualisierungen und das schriftliche Festhalten des Zukunftsbildes sind hilfreiche Werkzeuge.
  2. Welches messbare Ziel und welche Teilziele wollen Sie erreichen? Wenn Sie ihr Zukunftsbild erstellt haben und die Emotionen fühlen können,            leiten Sie daraus ein messbares SMART-Ziel ab. Dazu empfehle ich Fortschrittskriterien, mit denen Sie regelmäßig prüfen, wie Sie Ihrem Ziel              näherkommen.
  3. Grobe Skizze eines Ansatzes und Erstellen eines einfachen Business Case: Welchen Automatisierungsgrad können Sie bei welchen Prozessen erreichen und wie wirkt sich das auf das Erreichen Ihrer Ziele aus? Eine einfache Matrix mit einer Skala von 1–5 ist ausreichend und kann hier heruntergeladen werden. Da es in der heutigen Arbeitsmarktsituation selten darum geht FTE (Full-Time Equivalent) abzubauen, ist ein entscheidender Punkt in ihrem Business Case der Umgang mit FTE, falls im betreffenden Team Personalkosten gesenkt werden sollen. Die Entwicklungswünsche einzelner Teammitglieder gepaart mit einem Bedarf in einem anderen Bereich oder neuen Aufgaben für das Team helfen Ihnen bei der Lösung.
  4. „Genießen Sie den Elefanten in kleinen Stücken.“ Es dauert ewig, einen Elefanten zu essen, währenddessen nimmt Ihr Appetit stetig ab und Ihre        Frustration über die Menge vor Ihnen zu. Genießen Sie und ihr Team die Veränderung daher in kleinen Stücken. Machen Sie eine kurze Pause,          verdauen Sie und nehmen Sie sich dann das nächste Stück vor. Finden Sie für sich und Ihr Team einen Rhythmus, der für Ihre Situation produktiv      und praktikabel ist. Dazu braucht es weniger eine spezielle Methode als nur einen kontinuierlichen Rhythmus:                                                                                                                              Stück rauspicken -> definieren -> umsetzen -> lernen -> nächstes Stück
  5. 100 % Ergebnisfokussierung mit Verzicht auf Projektplanung:                                                                                                                                                     1. Einen Projektplan zu pflegen bewirkt keine Veränderung und hat auch keinen Einfluss auf das Erreichen ihres Ziels. Zudem ist die Pflege                     sehr aufwendig, denn „kein Plan übersteht den ersten Feindkontakt“. Statt einen Projektplan zu pflegen, empfehle ich Ihnen, die Zeit ins                       Erreichen ihres Ergebnisses zu investieren. Durchdenken Sie in groben Zügen die Umsetzung, setzen Sie Prioritäten, bedenken Sie mit                       Ihrem Team mögliche Risiken, beginnen Sie mit der ersten Priorität und legen Sie los.                                                                                                   2. Bleiben Sie fokussiert und lassen Sie sich nicht vom Tagesgeschäft ablenken, indem Sie Ihren unter Punkt 3 definierten Rhythmus, klare                     Vereinbarungen und den abgesprochenen Umgang bei Nichteinhaltung nutzen. Eine Vereinbarung ist für mich eine gegenseitige                                 Willenserklärung bis zu einem bestimmten Zeitpunkt etwas zu tun und dafür die notwendigen Rahmenbedingungen zu erhalten.
  6. Tool folgt dem Prozess: Entwickeln Sie zuerst den aus Anwendersicht einfachsten Prozess, leiten Sie daraus Ihre Anforderungen ab und suchen         im Anschluss nach einem Tool, welches Ihre Anforderungen umsetzen kann. Auch wenn Sie ein gutes Netzwerk haben und Anbieter                             kennen, lohnt sich diese Reihenfolge, um den bestmöglichen Prozess ohne Einschränkungen durch das Tool zu entwickeln.
  7. Fokus auf ihre vorhandene Toollandschaft bzw. Ihre Tools als Auftraggeber: Optimieren Sie im ersten Schritt Ihre bestehende Toollandschaft durch      Scripte oder Erweiterungen, bevor Sie nach neuen Tools suchen, zu denen Sie Schnittstellen bauen und später pflegen müssen. Neue Tools sind        eine lohnenswerte Investition, wenn durch die Anpassungen eine Aktualisierung ihrer Toollandschaft nur noch mit erheblichen Risiken verbunden,        ein Kauf mittel-/langfristig günstiger ist oder ihre Tools die Anforderungen aus ihrem Zukunftsbild nicht umsetzen können.
  1.  

Wird Ihre Automatisierung von nun an nur so flutschen? Nein, leider nicht. Es bleibt ein steiniger Weg. Doch mithilfe dieser Tipps können Sie alle Beteiligte mit guten Wanderstiefeln ausstatten und gemeinsam diese Aufgabe meistern. Am Ende belohnen Sie sich alle mit einer höheren Anwenderzufriedenheit.

Viel Erfolg und denken Sie an ihr tolles Zukunftsbild!

Unhappy and disappointed customer giving low rating and negative feedback in survey, poll or questionnaire. Sad and dissatisfied man giving review about service quality. Bad user experience.

SLAs zerstören Anwenderzufriedenheit

Quelle: istockphone/Tero Vesalainen

Eine typische Situation:

Vielleicht kennen Sie das: Es ist Montagmorgen 8:00 Uhr. Es melden sich eine Unmenge an Anwendern in ihrem IT-Service-Desk, da ein wichtiger Teil ihrer IT-Infrastruktur ausgefallen ist. Sie können keine Bandansage schalten, da dadurch einer oder mehrere SLAs für den Tag ausgesetzt werden würde und dies ihr Auftraggeber nicht möchte. Die Gründe dafür können unterschiedlich sein. Dies spielt in dieser Situation und in Bezug auf die Zufriedenheit ihrer Anwender:innen keine Rolle. Die Warteschleife bleibt hoch, der Backlog wächst und der Ton der Anwender:innen wird „rauer“, wobei Sie gefühlt Jedem den gleichen Text erzählen.

Andere Situation:

Kurz vor Ende des Monats ist ihr SLA für die telefonische Erreichbarkeit noch nicht erfüllt. Es fehlen nur wenige Prozentpunkte und eine Erfüllung zur Vermeidung der Pönale ist möglich. Aus diesem Grund legen Sie ihren Fokus darauf. Da Sie nicht mehr Teammitglieder haben und gleichzeitig andere SLAs nicht gefährden dürfen, sinkt die Qualität ihrer Antworten. Trotzdem Sie am Ende des Monats ihre SLAs erfüllt haben, haben Sie vermehrt Beschwerden über die Antwortqualität erhalten und ihre Anwenderzufriedenheit ist gesunken.

Diese Beispiele aus der Praxis zeigen, wie sich der Fokus auf die Einhaltung von SLAs negativ auf die Zufriedenheit ihrer Anwender auswirken kann.

 

Was jetzt? Keine SLAs mehr?

Ich möchte Sie ermutigen die Anwenderzufriedenheit noch weiter in den Mittelpunkt zu stellen. Die folgenden Punkte helfen Ihnen sich darauf zu fokussieren und mit ihrem Anbieter/Partner/Provider im „selben Boot“ zu sitzen:

  1. Die Anwenderzufriedenheit ist ihr einziger SLA.
  2. Alle anderen SLAs werden zu KPIs umgewandelt und haben keine Relevanz für Sonderkündigungen oder Bonus-/Malusberechnungen.
  3. Verknüpfen Sie ihr Bonus-/Malussystem mit dem SLA „Anwenderzufriedenheit“. Dies kann sowohl in einem internen Anreizsystem als auch in              einem Vertragsverhältnis mit einem Provider erfolgen. Berücksichtigen Sie ihre Definitionen in den entsprechenden Kostenkalkulationen.                      96%-98% sind ein guter Startwert für einen Bonus. 
  4. Führen Sie kontinuierlich Befragungen in ihrem Team zu möglichen Verbesserung durch und machen Sie die Ergebnisse transparent. Zeigen Sie        ihrem Team jeden Tag, was aus jeder einzelnen Idee geworden ist und wie der aktuelle Bearbeitungsstand ist.   
  5. Honorieren Sie Vorschläge aus ihrem Team. Ich empfehle Ihnen “Wertschöpfung durch Wertschätzung” in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen zu        stellen und die für ihr Team oder ihren Bereich beste Lösung zu entwickeln.
  6. Wenn Sie mit einem Provider/externen Partner zusammenarbeiten:
    1. Verlagern Sie mehr Verantwortung an ihren Partner, indem Sie es verstärkt ihrem Partner überlassen, wie die KPIs und die Anwenderzufriedenheit erreicht werden. Ihr Partner ist noch näher am Tagesgeschehen und kann situativ die besseren und schnelleren Entscheidungen treffen.
    2. Unterstützen Sie ihren Partner bei der Verbesserung der Anwenderzufriedenheit und vereinbaren Sie konkrete Beistellungen, um beispielsweise die Erstlösungsquote durch Verlagerung von Tätigkeiten (shift-left) aus ihren eigenen IT-Teams zu erhöhen. Wie dies funktionieren kann, habe ich Ihnen in der Case Study “Shift-Left bedeutet nicht zwingend am Stuhl zu sägen” im Ansatz beschrieben.
    3. Fokussieren Sie sich auf die stetige Verbesserung ihrer Responserate um möglichst viele Bewertungen zu erhalten. Hier ein paar Tipps:
      1. Fangen Sie mit möglichst wenigen Fragen an und senken Sie damit die Hürde bzw. Antwortzeit für die Anwender
      2. Machen Sie es ihren Anwendern so einfach wie möglich zu antworten. Nutzen Sie Symbole, gestalten Sie ein einfaches Formular und motivieren Sie ihre Mitarbeiter in jeder Kommunikation mit dem Anwender darauf hinzuweisen
      3. Holen Sie Feedback von ihren Anwendern ein über welchen Kanal sie am ehesten Bewertungen abgeben
      4. Schaffen Sie Anreize für Anwender zum Beispiel in Form eines temporären Upgrades oder ein Monat kostenfreies Essen in der Kantine. Nutzen sie für die Ermittlung ein Losverfahren.
      5. Übernehmen Sie persönliche Verantwortung für die Anwenderzufriedenheit in dem Sie beispielsweise den Dank auf dem Formular mit ihrem eigenen Namen unterschreiben
      6. Kommunizieren Sie regelmäßig über die wichtigsten Rückmeldungen und benennen Sie konkrete nächste Schritte.  Dies ist notwendig, da sonst die Motivation verloren geht sich Zeit für die Rückmeldung zu nehmen
  7. Entwickeln Sie einen effektiven Prozess, um möglichst schnell aus den Rückmeldungen lernen zu können. Ein wöchentlicher Rhythmus und eine kontinuierliche Umsetzung haben sich bewährt. Versuchen Sie in diesem Zusammenhang Projekte zu vermeiden. Ihre „Innovationsmaschine“ soll ein “Sportboot” und kein “Öltanker” sein. 

Diese Punkte werden nicht nur ihren Fokus auf die Anwenderzufriedenheit erhöhen, sondern auch ihre administrativen Aufwände reduzieren. Ich denke dabei an Gespräche und Berechnungen über SLA-Aussetzungen oder anderen „Papierkram“ ohne Mehrwert für den Anwender.

Der dadurch geschaffene Freiraum ist ihre Chance die vielen guten Ideen ihres Teams und das Feedback ihrer Anwender umzusetzen und dadurch die Effizienz ihres IT-Service Desk als auch auf die Anwenderzufriedenheit auf das nächste Level zu bringen. 

 

Jetzt fragen Sie sich vielleicht: Warum nicht Anwenderzufriedenheit als SLA definieren? Was spricht dagegen?

  1. Der Aufwand für die Gespräche über Tickets, die aus dem SLA genommen werden sollen oder Neuberechnungen von allen SLA-Aussetzungen nach Großstörungen wird nicht reduziert.
  2. Der Aufwand wird durch einen zusätzlichen SLA höher.
  3. Es wird nicht der maximal mögliche Freiraum an Zeit frei, um Innovationen zu entwickeln und umzusetzen.
  4. Sie sind nicht auf die wichtigste Sache – die Anwenderzufriedenheit fokussiert – sondern versuchen alle SLAs zu erfüllen, obwohl 0,5% bei einem      SLA für einen Anwender nicht spürbar sind.
  5. Sie sind unflexibler in der Steuerung. Es kann für ihre Anwender einen größeren Wert haben einen entstandenen Backlog nach einer Störung              schnell abzubauen und dafür einen größeren Teil des Teams einzusetzen, anstatt weiterhin zu versuchen noch 2-3 % SLA-Erfüllung für die                  telefonische Erreichbarkeit ihres IT-Service-Desks zu verwenden.

  1. Seien Sie mutig. Probieren Sie es aus, lernen Sie aus Fehlern und halten Sie durch!

Wachstum teuer erkauft

Case Study: Wachstum teuer erkauft – 2nd-Level-Support mit Potenzial

Foto von Monstera

Klienten-Herausforderung

Ein mittelständisches Dienstleistungsunternehmen hatte im Zuge des Unternehmenswachstum den Endkundensupport exzellent entwickelt und mit dem internen Support verknüpft, der den 2nd-Level-Support leistete. Dabei konnte die Entwicklung im 2nd-Level nicht mit dem Wachstum des Unternehmens und den immer komplexeren Anfragen mithalten. Beispielsweise konnten Abläufe nur mittels Teamerweiterung skaliert werden, da in der Vergangenheit das Motto galt „Speed before Quality“. Wichtig war, möglichst schnell einen Prozess zu haben, um die Anliegen bearbeiten zu können, jedoch nicht, wie effizient ein Prozess ist. Versuche die Werte, Prozesse und Technologien des Endkundsupports zu nutzen, sind bisher gescheitert. Durch die Situation im 2nd-Level ist das weitere Unternehmenswachstum mit höheren Kosten verbunden, als das auf Basis der aktuellen technologischen Möglichkeiten notwendig wäre. 

 

Meine Rolle und Aufgabe:

1. Hospitation im Team des 2nd-Level, um die aktuelle Situation und die Gründe für das bisherige Scheitern von Lösungen kennenzulernen

2. Erarbeitung eines gemeinsamen Zukunftsbildes mit dem Economic Buyer und dem Verantwortlichen aus den Teams von Endkundensupport und        2nd-Level, um sowohl die Anforderungen der einzelnen Bereiche als auch die der Endkund:innen zu berücksichtigen

3. Erstellung des Ansatzes zur Umsetzung des Zukunftsbildes auf Basis von Ergebnis- und Fortschrittskriterien

4. Entwicklung eines Kommunikationsansatzes und Unterstützung des 2nd-Level-Managers bei der Verbreitung des Zukunftsbildes im Team

5. Analyse der Prozesse im 2nd Level, um erstens Veränderungspotenziale, inkl. der Synergien mit dem 1st-Level-Support, zu identifizieren und              zweitens Lösungsansätzen für die Umsetzung des Zukunftsbildes daraus abzuleiten

6. Design der Prozesse gemeinsam mit dem Team des 2nd-Level während mehrerer Workshops sowie Iterationen und Überführung der Ergebnisse        nach jedem Termin in die technische Umsetzung, um möglichst schnell Veränderungen zu erzielen

 

Ergebnisse:

Die Prozesse im 2nd-Level sind zu 20 Prozent vollständig automatisiert und zu weiteren 25 Prozent teilautomatisiert, wodurch im 1st-Level mehr Anfragen im Erstkontakt gelöst werden und trotz des Unternehmenswachstums das 2nd-Level-Team bisher nicht erweitert wurde. Weiterhin hat das 2nd-Level-Team einen Kulturwandel durchlebt, was sich in einer gesteigerten Kundenzentrierung und einer verbesserten Zusammenarbeit mit dem 1st-Level ausdrückt, so dass es ein Gefühl der End-zu-Ende-Verantwortung für die Anfragen gibt und das Denken in Bereichsgrenzen abgebaut wurde. Um diese Entwicklung zu festigen, gibt es eine regelmäßige sogenannte „Spinnereistunde“, in der beide Teams gemeinsam über neue Ansätze und Ideen für Verbesserungen diskutieren und die Lösungen direkt in User Stories überführen.

Case Study: Shift-Left bedeutet nicht zwingend „am Stuhl zu sägen“

Foto von SOULSANA


 Klienten-Herausforderung

Ein größeres Handelsunternehmen wollte die Kosten für den internen IT-Support reduzieren und gleichzeitig die Erstlösungsquote erhöhen, indem mehr Tickets im 1st-Level bearbeitet und gelöst werden sollten, anstatt sie an den 2nd Level weiterzuleiten. Dieses Verfahren wird als “Shift-Left” bezeichnet. Die 2nd-Level-Teams hatten das Gefühl, dass „an ihren Stühlen gesägt“ würde und „Angst um ihre Daseinsberechtigung“. Diese Angst ist umso größer, da der 1st-Level an einen externen Partner ausgelagert ist. Aus diesen Gründen wurden nur 7 Prozent des weitergeleiteten Ticketvolumens als Shift-Left-Potenzial markiert, um es im 1st-Level lösen zu können. Dadurch konnten keine Effekte erzielt werden. Um das Ziel der Kostenreduzierung zu erreichen, galt es einen neuen Ansatz zu finden.

 

Meine Rolle und Aufgabe:

  1. Entwicklung und detaillierte Ausarbeitung eines neuen Shift-Left-Ansatzes, bei dem der Fokus auf der Motivation der 2nd-Level-Mitarbeiter:innen        lag, Aufgaben abzugeben, um mehr höherwertige Aufgaben zu bearbeiten und mehr Freiraum für Projekte zu haben
  2. Entwicklung und Abstimmung eines so genannten Plan-B-Szenarios für einen Top-Down-Ansatz (Ziel: 30 % des Ticketvolumens wird verlagert)
  3. Gemeinsame Erstellung eines Zukunftsbildes und einer darauf aufbauenden Entwicklungsstrategie für den 2nd-Level, um konkrete, individuelle          Perspektiven aufzuzeigen und abstimmen zu können
  4. Einbindung der verschiedenen Stakeholder in den Prozess, wie zum Beispiel Mitglieder des Betriebsrates
  5. Ermittlung des Shift-Left-Potenzials gemeinsam mit den Mitarbeiter:innen auf Grundlage der Fragestellung: Wie viel der aktuellen Themen müssen      abgegeben werden, um den notwendigen Freiraum für die geplante Entwicklung zu schaffen? 

 

Ergebnisse:

Der Shift-Left-Ansatz ist klar definiert, mit allen Stakeholdern abgestimmt und kann umgesetzt werden. Eine Umsetzung im Rahmen des Engagements war nicht möglich, da der Vertrag mit dem externen Partner erneuert wird und es zu einer Transition zu einem neuen Partner kommen kann. Der externe Partner muss sich in einem stabilen Betrieb befinden, bevor das Ticketvolumen verlagert wird. Die Mitarbeiter:innen sind jedoch motiviert, die definierten Volumina abzugeben, da es eine klare Entwicklungsperspektive gibt.

Wachstum ermöglichen

Case Study: IT-Support als Grundlage für weiteres Unternehmenswachstum

Klienten-Herausforderung

Ein mittelständisches Unternehmen aus dem Bereich Digital Health Care wollte das in den Vorjahren erreichte Wachstum weiter fortsetzen. Im Rahmen der Unternehmensentwicklung wurde der IT-Support für die Endkund:innen vernachlässigt und entsprechend unzufrieden waren die Kunden mit dem Service. Diese Situation war für das Unternehmenswachstum ein Risiko, denn neue Anforderungen an den Service konnten nicht erfüllt werden und gleichzeitig drohten Kündigungen.

 

Meine Rolle und Aufgabe:

1. Abstimmung und Etablierung von Standardprozessen zwischen dem IT-Support und den anderen Unternehmensbereichen, um eine Lösung der          Kundenanfragen Ende-zu-Ende sicherzustellen

2. Definition und Einführung einheitlicher Arbeitsweisen im Support-Team, um eine hohe Ticketqualität und Nachvollziehbarkeit sicherzustellen ein          Trainingskonzept erstellen

3. Kennzahlen zur Steuerung des Teams definieren und abstimmen

4. Steuerung von externen Partnern zur Umsetzung von technischen Veränderungen in den Tools des Unternehmens

5. Ein Zukunftskonzept auf Basis von Interviews mit Kund:innen für den IT-Support erstellen, abstimmen und so ein einheitliches Verständnis der            Inhalte schaffen, damit sowohl das ganze Konzept also auch nur einzelne Elemente umgesetzt werden können

 

Ergebnisse:

Die Prozesse im Support und zu den relevanten Unternehmensbereichen sind dokumentiert, etabliert und werden gelebt, so dass für die Kunden ein einheitliches Erlebnis geschaffen wird. Die Ergebnisse werden in einem standardisierten Reporting messbar dargestellt und damit eine Steuerung ermöglicht. Für das weitere Wachstum des Teams steht ein Trainingskonzept und die notwendigen Rollenbeschreibungen zur Verfügung. Das Zukunftskonzept ist konsequent an den Bedürfnissen der Kunden ausgerichtet und bietet die notwendige Flexibilität, es komplett oder je nach Bedarf in Teilen umzusetzen. Die Zufriedenheit der Kund:innen mit dem Support liegt 6 Monate nach dem Start bei 95 % (CSAT). Damit ist das Risiko für Kündigungen minimiert und der Support für das weitere Unternehmenswachstum aufgestellt.

pexels-pixabay-355948

Case Study: Wo starte ich die Digitalisierung meiner Kommune?

Foto von Pixabay

Klienten-Herausforderung

Sie kennen das aus ihrem Alltag in ihrer Kommune. Sie sehen den Bedarf Dinge einfacher, besser, bürgerfreundlicher und digitaler zu machen, aber wo fangen Sie an? Wo ist ihr Startpunkt und wie bekommen Sie die ersten Veränderungen umgesetzt? Dazu kommt, dass jede Kommune in Sachen Digitalisierung mit ihrer ganz individuellen Situation konfrontiert ist. 

Wie viele Kommunen in Deutschland stand ein Chief Digital Officer/Digitalisierungsbeauftragter vor der Herausforderung seine Kommune (Baden-Württemberg, Stadt mit ca. 40.000 Einwohner) zu digitalisieren. Die vorhandenen Möglichkeiten waren vielfältig: Sie reichten von der Teilnahme an Smart-City-Förderungen über die Umsetzung von Prozessen aus dem OZG (Onlinezugangsgesetz) oder dem Zusammenschluss mit anderen Kommunen. Dazu gesellte sich ein bunter “Blumenstrauß” an Themen von Bürger:innen wie auch direkt aus der Verwaltung.

 

Foto von Dmitry Demidov

Die Herausforderung bestand darin einen Startpunkt zu definieren und die Ziele zu spezifizieren. Grundsätzlich sollten die Leistungen der Verwaltung für die Bürger:innen in den kommenden Jahren vereinfacht und gleichzeitig der Rekrutierungsbedarf reduziert werden, der sich aufgrund des Renteneintritts mehrerer Mitarbeiter:innen ergeben würde. Zudem mussten die gesetzlichen Vorgaben aus dem OZG berücksichtigt werden.

Meine Rolle und Aufgaben

  1. Ziel- und Ergebnisklärung: Klärung der Erwartungshaltungen der Bürger:innen und der Verwaltung und Erstellung eines gemeinsamen                        Zukunftsbildes mit der kommunalen Verwaltung. Dies beinhaltete auch eine Einschätzung der aktuell größten Probleme und die Sicherstellung            der Transparenz des Zukunftsbildes für die Bürger:innen.
  2. Gemeinsame Ausarbeitung der Schwerpunkte mit der kommunalen Verwaltung durch das Bilden von Clustern und einer Priorisierung der Themen      auf Basis einer Aufwands-/Nutzenmatrix (einfache Matrix mit einer Skala von 1 bis 5),  die die von Bürger:innen und der Verwaltung gewünschte Wirkung mit dem dazu nötigen Aufwand ins Verhältnis setzte. Die Matrix ersetzte keine Kalkulationen oder Preisanfragen, sondern diente nur der Bündelung und Fokussierung von Ressourcen, um möglichst schnell erste Verbesserungen zu erzielen.
  3. Erstellung einer Kommunikationsstrategie, die sowohl die kommunale Verwaltung als auch die Bürger:innen kontinuierlich über den Fortschritt            informiert und die Möglichkeit zur aktiven Mitarbeit bietet. Dabei lag der Fokus auf der Entwicklung und Steigerung der Akzeptanz der künftigen          Lösungen, so dass die positiven Effekte wirklich erzielt werden.
  4. Definition und gemeinsame Abstimmung der Fortschrittskriterien für die TOP-3-Prioritäten (möglichst großer Nutzen bei minimalem Aufwand), um        den Fortschritt bei der Umsetzung zu messen und sicherzustellen, dass wir dem Zukunftsbild kontinuierlich näherkommen.
  5. Definition und Vorstellung der Umsetzung als „Blaupause“ in der kommunalen Verwaltung für die TOP-3-Prioritäten und alle weiteren                            Veränderungen. Dies beinhaltet unter anderem die Messung der Fortschrittskriterien in strukturierten und regelmäßigen Terminen und die damit          einhergehende Sicherstellung der Erreichung des Zukunftsbildes. Projektpläne werden in diesem Zusammenhang nicht erstellt, da das                        Tagesgeschäft volatil ist und sich während der Umsetzung verändert. Die Zeitersparnis für die Aktualisierung des Projektplans wurde in die                  Umsetzung investiert und in den regelmäßigen Terminen wurden Vereinbarungen über die Zustände (Was soll anders sein?) bis zum nächsten            Termin getroffen. Dieser Ansatz gibt dem Team die Möglichkeit einfachere und/oder schnellere Lösungen zu finden, die bei einer Erstellung eines        Projektplans noch nicht bekannt sein können. Zudem werden alle nutzlosen Aktivitäten vermieden, die keinen direkten Einfluss auf das Zielbild            haben.

  1. Für meinen Klienten war beispielsweise eine der Top-3-Priorität die Reduzierung der Aufwände für die 5 häufigsten Prozesse (gemessen am Antragsvolumen) im Bürgeramt um 80%.

 

Ergebnisse:

Die Verwaltung meines Klienten hat ein Zukunftsbild und Umsetzungsschwerpunkte entwickelt, die die Bedürfnisse der Kommune abbilden und einen klaren Fokus auf die wichtigen Themen legen. Die methodische Umsetzung ist klar definiert. Sie beinhaltet sowohl die einzelnen Aspekte wie das Zukunftsbild erreicht wird, als auch wie die Kommunikation innerhalb der Verwaltung und zu den Bürger:innen sichergestellt wird. Außerdem identifizieren sich die Verwaltungsmitarbeiter:innen mit dem Ansatz, so dass sie ihn auch verwenden. Durch die regelmäßigen Termine und den damit verbundenen Austausch haben sich Verwaltungsmitarbeiter:innen aus verschiedenen Ämtern gemeldet, die für die Veränderung „brennen“ und diese gern unterstützen möchten.